24.08.2015
ESV Kreuzberg - SC Bad Bodendorf 4 : 5
Dem ersten Spieltag ein jeder Saison kommt immer eine besondere Bedeutung zu. Wie hat man sich verstärkt? Welche Abgänge hat man zu verzeichnen? Wie lief das Training in der Vorbereitung und wie die Testspiele?
All diese Fragen konnte man aus Sicht der Verantwortlichen und Spieler vom SC Bad Bodendorf durchweg positiv beantworten. In der Sommerpause und während der Vorbereitung stießen mit Driton Qyqalla (SG Franken), Marcel Schneider (SG Westum II) und Wellington da Silva (Burgbrohl II) neben mehreren rekonvaleszenten Spielern drei externe Neuzugänge zur Mannschaft von Coach Rolf Seiler, die dem Kader hinsichtlich der Offensive Einiges an Qualität hinzufügen. Außerdem gibt die breitere Personalauswahl Cheftrainer Seiler die Möglichkeit das Angriffsspiel seines SCB-Teams variabler aufzustellen. Nach schweißtreibenden aber abwechslungsreichen acht Wochen mit einigen hochkarätigen Testspielen konnte die Präparation der Mannschaft um Kapitän Andreas Knechtges getrost mit dem Prädikat „sehr positiv“ versehen werden und man sehnte motiviert den Auftakt herbei.
Nun hatte der Spielplan der B-Klassen-Saison 2015/16 es nicht unbedingt gut mit den SCB-Akteuren gemeint. Mit der Auswärtsaufgabe in Kreuzberg beim dort ansässigen Eisenbahn-Sportverein, kurz ESV, hatte man direkt zu Beginn eine harte Nuss zu knacken. Der gastgebende Klassenneuling war schließlich kein Aufsteiger im klassischen Sinne. Nachdem man das Team zur Saison 2013/14 neu ins Leben gerufen hatte, pflügte die von Michael Theisen trainierte Mannschaft geradezu durch die D- und in der letzten Saison auch niederlagenlos durch die C-Klasse , um sich nun im Schnelldurchgang zur kommenden Spielzeit ambitioniert in der B-Klasse vorzustellen. Grundstein für diese Erfolgsgeschichte bildete ein stabiles, verschworenes Mannschaftsgerüst, das sich hauptsächlich aus jungen, fitten Spielern der eigenen Jugend rekrutierte und Vollgas-Fußball der Marke „Klopp“ zelebrierte. Nun stand diese Ausrichtung, mit der man in zwei Spielzeiten über zweihundert Treffer markiert hatte der zweibesten Defensive der B-Klassen- Saison 2014/15 gegenüber. Ein interessantes Aufeinandertreffen, das hielt was es versprach.
In der Anfangsphase der Partie schien nur eine Mannschaft mental auf dem Platz zu sein. Die ortsansässigen ESV-Akteure legten los wie die Feuerwehr, während sich die Spieler des SC Bad Bodendorf anscheinend noch mit dem Kopf in der Sommerpause befanden. Dabei bekam jeder Beteiligte hautnah Anschauungsunterricht, was die Gastgeber in den letzten beiden Jahren so erfolgreich gemacht hatte : Gnadenlose, aggressive Balljagd und laufintensives Pressen des ballführenden Spielers mit zwei, drei Mann, um dann nach etwaiger Eroberung blitzschnell vor das gegnerische Tor zu kommen. Dieses System, gepaart mit einer ordentlichen defensiven Absicherung stellte die Seiler-Truppe , gerade zu Beginn des Spiels, vor einige Probleme und man konnte von Glück sagen, dass man nicht schon nach fünf Minuten ein Gegentor hatte „schlucken“ müssen. Nach diesem furiosen Beginn des Aufsteigers war es jedoch die arrivierte B-Klassen-Mannschaft, die in der 8.Spielminute in Führung ging. Nach mehreren Unsicherheiten und Leichtsinnsfehlern im Spielaufbau hatte man auf Seiten der Gäste auf lange Bälle im Spielaufbau umgestellt. Damit entging man nicht nur der Kreuzberger Balljagd, sondern ein solcher langer Ball aus der Defensive stellte auch gleichzeitig die direkte Vorlage für das 1:0 durch André Suckow dar. Die bis dato so sicher stehende Hintermannschaft der Hausherren verspekulierte sich bei diesem weiten Schlag und der blitzschnelle Offensivmann Suckow konnte diesen Fehler gedankenschnell ausnutzen, als er den Ball an Keeper Thomas Baur vorbei ins Gehäuse zur Führung spitzelte. Diese Situation hatte gerade zu Beginn des Spiels Seltenheitswert.
Weder in den Zweikämpfen noch beim Duell auf die „zweiten Bälle“ wirkten die Spieler des SC Bad Bodendorf wacher als ihre Kontrahenten aus dem Winzerort. Kaum war der Jubel über die Führung verklungen, bekam man auch postwendend die Quittung für die fehlende geistige Frische in Form des Ausgleichstores durch Bastian Jacobs (10.). Wieder war es ein Ballgewinn in der Bad Bodendorfer Hälfte nach dem die Post abging und die SCB-Akteure nur die Fersen ihrer Gegenspieler zu sehen bekamen. Über den rechten Kreuzberger Flügel und Maximilian Heintz gelangte das Leder per Hereingabe in den Strafraum zu Jacobs, der den Ball mit vollem Risiko nahezu unbedrängt zum Ausgleich in die Maschen hämmern konnte. Keine fünf Minuten später ging der Aufsteiger dann schließlich in Führung. Nach einem unnötigen Ballverlust im Aufbauspiel, waren die SCB-Akteure bereits zu weit aufgerückt und konnten nicht eingreifen als Jan Luca Theisen einen gut getimten Querpass zum 2:1 für den ESV Kreuzberg über die Linie drückte (14.). Auch in der Folgezeit blieben die Gastgeber die bessere Mannschaft, auch wenn sich die SCB-Akteure ein wenig aus der Umklammerung der Pressing-Maschine lösen konnten. Dennoch konnte man von Glück sprechen, dass man nach etwa einer halben Stunde nicht einen weiteren Gegentreffer fing. Wieder war es ein Tempoangriff über den rechten Flügel mit scharfer Flanke, der den Hausherren die Chancen in Person von Kapitän Sebastian Ley ermöglichte. Dieser erwischte das Spielgerät etwa zwei Meter vor dem Bad Bodendorfer Gehäuse aber so unglücklich , dass nicht nur Erinnerungen an Mario Gomez während der EM 2008 hoch kamen , sondern auch beide Teams nach einem intensiven , nickligen Durchgang beim Stand von 2:1 für Kreuzberg in die Kabine gingen.
Der Start in den zweiten Spielabschnitt glückte der Seiler-Elf und das Team wirkte bissiger und frischer, als noch über so weite Strecken der ersten Halbzeit und dies schlug sich in der 54. Spielminute auch im Ergebnis nieder. SCB-Flügelspieler Johann Reiferscheid wurde mit einem Steilpass in die Tiefe geschickt und setzte sich im Strafraum gegen seinen Bewacher durch, als er unsanft von den Beinen geholt wurde. Referee Dieter Sesterheim zeigte umgehend auf den Punkt und entschied auf Elfmeter für den SC Bad Bodendorf. Torjäger David Langlitz ließ sich diese Chance nicht entgehen. Entschlossen schnappte er sich den Ball und netzte per Innenpfosten zum Ausgleich ein. Leider zog sich der SCB-Goalgetter beim Schuss eine Leistenverletzung zu und musste im Anschluss ausgewechselt werden. Diesen personellen Nackenschlag steckte die Mannschaft um Kapitän Andreas Knechtges jedoch souverän weg und zeigte ihre bis dato beste Phase im Spiel, die in der 63. Spielminute mit der 3:2-Führung durch Björn Fiege belohnt wurde. Die Vorlage zu diesem Treffer gab Paulo Carvalho, der die ESV-Hintermannschaft mit einem Diagonalball überlistete. Thomas Baur, der Keeper der Hausherren, verschätzte sich zudem beim Rauslaufen und so hatte der nachgerückte Fiege kaum Mühe den Ball ins Tor der Kreuzberger zu köpfen. Als man langsam den Eindruck gewinnen konnte, dass der SC Bad Bodendorf langsam aber sicher die Kontrolle über die Partie gewann und die Kreuzberger ihrer hochintensiven Spielweise kräftemäßig Tribut zollen mussten , setzte Sebastian Ley mit seinem Ausgleichstreffer aus dem Rückraum den Auftakt für eine wilde Schlussphase. In einer unübersichtlichen Situation konnte die SCB-Defensive den Ball zwar zwei Mal noch knapp abwehren, aber nie gänzlich aus der Gefahrenzone befördern. Über Umwege gelangte der Ball zum ESV-Spielführer im Rückraum, der mit seinem Versuch in der 74. Spielminute schließlich mehr Erfolg hatte. Trotzdem ein vermeidbarer Treffer, der mit besserer Kommunikation auf dem Platz hätte verhindert werden können.
Von nun an ging es Schlag auf Schlag. In der 81. Spielminute sorgten zwei SCB-Joker mit einer Co-Produktion für die erneute Führung und untermauerten damit die Qualität des breiten Kaders auch von der Bank. Mit einer Ecke auf den kurzen Pfosten fand Marcel Schneider seinen Partner auf dem rechten Flügel Sven Schütter, der den Ball wuchtig im Gehäuse der Kreuzberger unterbrachte und damit die erneute Führung besorgte. Wer nun gedachte hatte, dass das Spiel entschieden sei, der wurde im Anschluss eines besseren belehrt. In einer hektischen Schlussphase mit vielen kleinen Fouls gab es dementsprechend viele Standardsituationen. In der 85. Minute verwertete SCB-Kapitän Andreas Knechtges einen solchen ruhenden Ball mustergültig und ließ dem Torhüter per Kopfball nicht den Hauch einer Abwehrchance. Der Haken an der Sache war jedoch, dass er mit diesem Lehrbuchkopfball seinen eigenen Keeper Nils Schöttler überwunden und somit den 4:4- Ausgleich für Kreuzberg besorgt hatte. Doch aus Sicht der Spieler des SC Bad Bodendorf hielt die Partie noch ein Happy-End bereit und Trainer Rolf Seiler konnte sich für die Einwechslung von Sven Schütter gehörig auf die Schulter klopfen. In der 88. Spielminute segelte eine von zahlreichen Freistoß-Flanken in den Strafraum der Hausherren und Schütter verlängerte den Ball mit dem Hinterkopf. Heraus kam dabei eine Bogenlampe, die immer länger wurde und schließlich im langen Eck des ESV-Gehäuses den Weg über die Linie fand. Der Jubel der Gäste über Schütters Doppelpack war dementsprechend groß, aber dennoch war noch knapp fünf spannende Minuten zu überstehen. Die SCB-Akteure verteidigten die knappe Führung mit Mann und Maus und trotzdem gab es noch eine Schrecksekunde zu überstehen, als Nils Fuhrmann den Ball aus kurzer Distanz über das Tor von Nils Schöttler setzte. Letzten Endes schaffte man es jedoch den Vorsprung ins Ziel zu retten und so standen bei Abpfiff von Dieter Sesterheim unterm Strich drei hart erkämpfte Punkte.
Fazit: Der ESV Kreuzberg präsentierte sich als erwartet starker Gegner und setzte den SCB-Akteuren in der ersten Halbzeit mit ihrer kampfstarken Pressing-Spielweise sehr zu. Glücklicherweise vergab Sebastian Ley vor der Pause die Chance zum 3:1 für die Gastgeber, sodass der 2:1- Rückstand im zweiten Durchgang mit toller Moral umgebogen werden konnte. Generell war der zweite Spielabschnitt weitaus besser als die erste Halbzeit und die Seiler-Truppe zeigte tolle Antworten auf die mentalen Nackenschläge, die das Spiel bereithielt. In einer wilden Schlussphase hatte der SC Bad Bodendorf auch schlichtweg ein bisschen mehr Fortune, denn über die gesamte Spielzeit wäre auch ein Heimsieg oder ein Unentschieden durchaus drin und nicht unverdient gewesen.
Für den SC Bad Bodendorf im Einsatz waren: Nils Schöttler – Bastian Steffes, Sascha Schütter, Max Welter – Paulo Carvalho, Andreas Strohe, Andreas Knechtges © , André Suckow, Björn Fiege (71. Marcel Schneider), Johann Reiferscheid (88. Wellington da Silva) – David Langlitz (55. Sven Schütter).
Autor
Andreas Knechtges
verantwortlich für Inklusionsmannschaft