20.07.2017
Die hohe Zahl an Verlegungen ist ein Dauerthema – Kreissachbearbeiter Josef Frings will Vereine nicht bevormunden
Kreisgebiet. Nicht nur im Fußballkreis Rhein/Ahr beklagen Staffelleiter und Schiedsrichteransetzer seit Jahren die wachsende Zahl an Spielverlegungen. Auch in den anderen Regionen des Fußballverbandes Rheinland gibt es die gleichen Probleme. Im Westerwald/Wied-Kreis aber zeigte die Forderung, triftige Gründe bei Verlegungswünschen anzugeben, Wirkung: In der C-Klasse ging die Zahl von 61 auf 25 zurück, in der D-Liga waren es noch 63 Verlegungen statt 121 in der Spielzeit 2015/16.
Im Fußballkreis Westerwald/Sieg scheint ebenfalls mehr Vernunft einzukehren. „Im Seniorenbereich wurde die Quote von rund 200 auf 100 halbiert“, berichtet der dortige Kreissachbearbeiter Klaus Reuter von deutlichen Fortschritten. „Wir haben eindringlich an die Disziplin der Vereine appelliert und ihnen klargemacht, dass es nicht mehr zu akzeptieren ist, wenn aus teils hanebüchenen Gründen in inflationärer Weise Spielpläne ad absurdum geführt, Tabellen verzerrt und Spielleitern sowie Schiedsrichtern Mehrarbeit aufgebürdet wird.“
Wie es an Rhein und Ahr aussieht, darüber informiert Kreissachbearbeiter Josef Frings im RZ-Gespräch.
Herr Frings, wie war die Ausgangssituation zu Beginn Ihrer Amtszeit vor zwei Jahren?
Ich denke, das grundsätzliche Problem mit den vielen Verlegungen hatten wir nur in meinem ersten Jahr, als ich von Günther Klein übernommen hatte. Dies lag daran, dass wir damals kategorisch die Anstoßzeiten auf sonntags festgelegt hatten – hier gab es dann tatsächlich im Nachhinein eine Flut von Verlegungen, weil wir den berechtigten Protesten der Vereine dann gefolgt sind und ihren Wünsche für die Heimspiele nachträglich akzeptiert haben. Nachdem wir von diesem Vorgehen im letzten Jahr dann aufgrund der negativen Erfahrungen wieder Abstand genommen haben, nahmen die Verlegungen drastisch ab.
Wie sieht es zu Beginn der neuen Saison aus?
Ich habe die Wünsche aus den Mannschaftsmeldungen bereits berücksichtigt, wo dies eben möglich war. Nach Veröffentlichung der Pläne sind dann ein paar Vereinsvertreter noch einmal aufgeschreckt worden, weil man feststellte, dass die Wünsche in den Mannschaftsmeldungen mittlerweile überholt oder schlicht und einfach nicht abgesprochen waren. In den zwei Fällen, wo dies so war, habe ich aber alle Änderungswünsche direkt eingearbeitet.
Die letzte Änderungsmöglichkeit besteht beim Staffeltag. Wird bis dahin alles geregelt sein?
Seit der Veröffentlichung der Pläne bekomme ich im Schnitt täglich eine oder zwei Anfragen, die ich aber nur dann bearbeitete, wenn diese über das DFBnet gelaufen sind und auch der Gegner über das DFBnet Stellung genommen hat. Ich hoffe, dass durch dieses Prozedere dann auch der Aufwand am kommenden Montag sich in Grenzen hält und dort nicht mehr viele Wünsche vorgetragen werden. Klar, einige werden wohl erst am 24. Juli aus ihrem Dornröschenschlaf erwachen – aber so ist das eben.
Sollten wieder alle Spiele sonntags ausgetragen werden?
Ich glaube, mit der jetzigen Regelung kommen wir ganz gut klar. Da wir wollen, dass Fußball gespielt wird, sollten wir uns den Wünschen der Vereine möglichst öffnen. Manche tragen Heimspiele halt lieber freitags aus, weil man dann das Wochenende als Spieler für die Familie hat. Ich stelle fest, dass auch der Samstag sehr beliebt ist, um sich zumindest jeden zweiten Sonntag freizuhalten. Die Forderung des Verbandes, Kreisliga solle am Sonntag spielen, halte ich für völlig deplatziert. Ich sehe nicht ein, dass ich ein Ehrenamt dazu nutzen soll, die überwiegenden Vereine zu verärgern, weil ich sie unnötig bevormunde.
Wie sieht es mit Verlegungswünschen während der laufenden Spielzeit aus?
In der Saison selbst gibt es immer wieder Verlegungsanfragen aus den unterschiedlichsten Gründen. Damit kann ich aber auch sehr gut leben – das nimmt ja bei Weitem nicht die desaströsen Formen an wie bei der Jugend. Aber auf die Verlegung und Stellungnahme ausschließlich über DFBnet werde ich in diesem Jahr rigoros bestehen. Wenn der Zeitraum bis zum Spiel weniger als fünf Tage beträgt, spielt das System nicht mehr mit. Wenn die Begründung allerdings einleuchtend ist, habe ich auch damit kein Problem. Ansonsten telefoniere ich in diesen Fällen auch mal mit den Verursachern, um diese etwas einzubremsen. Klappt bisher ganz gut.
Das Gespräch führte
Hans-Josef Schneider
Verlegungen Spiele 2016/17 im Kreis Rhein/Ahr
insgesamt zugestimmt abgelehnt
Senioren, Meisterschaft
Kreisliga A 31 29 2
Kreisligen B 67 58 9
Kreisligen C 40 37 3
Kreisligen D 41 38 3
Frauen 5 4 1
Gesamt 184 166 18
Jugend, Meisterschaft
A-Junioren 14 12 2
B-Junioren 56 49 7
C-Junioren 78 67 11
D-Junioren 106 96 10
B-Mädchen 8 8 0
C-Mädchen 7 6 1
Gesamt 269 238 31
Ohne Schiedsrichter
E-Junioren 209 181 28
F-Junioren 78 63 11
Mädchen 12 11 1
Gesamt 295 255 40
Autor
Rhein-Zeitung