Unbekannte stehlen Geld aus der Commerzbank, nehmen Mann gefangen und sind auf der Flucht
Bad Neuenahr/Sinzig. Ausnahmezustand entlang der Ahr: Unbekannte haben am Mittwochmorgen gegen 5.15 Uhr den Bankautomaten der Commerzbank Bad Neuenahr gesprengt. Dabei stahlen sie eine bislang unbekannte Summe. Wie eine Garage aus Bad Bodendorf (Stadtteil von Sinzig) offenbart, war die Aktion womöglich langfristig geplant.
Zunächst melden Zeugen der Polizei, wie zwei Männer auf einem Motorroller durch die Bad Neuenahrer Innenstadt fliehen. Eine vorläufige Auswertung der Kameraaufzeichnung der Bank ergibt Hinweise auf zwei Täter, die den Geldautomaten aufhebelten und anschließend sprengten.
Gegen 7 Uhr finden Beamte dann eine Geldkassette mit einzelnen Geldscheinen als erste Spur in Lohrsdorf (Bad Neuenahr-Ahrweiler). Eine Stunde später macht eine Streife der Polizei die nächste Entdeckung: Das vermeintliche Fluchtfahrzeug liegt zwischen Lohrsdorf und Bad Bodendorf in der Ahr. Daneben ist eine schmale Straße, per Auto nicht zugänglich und direkt neben dem Sportplatz. Die heißeste Spur offenbart sich jedoch erst später beim Sportlerheim.
Die Automatensprengung in Bad Neuenahr-Ahrweiler ist bereits die sechste Sprengung 2019 in der Region, teilweise blieb es beim Versuch. Das Phänomen der Geldautomatensprengungen ist landesweit ebenso prominent: Im Vorjahr konnten laut Landeskriminalamt insgesamt 27 Fälle registriert werden, in neun Fällen blieb es hier beim Versuch.
„Kommt hier gleich eine Armee?“, fragt eine ältere Spaziergängerin. Denn für die Bevölkerung ist der Anblick im Umfeld des kleinen Orts Bad Bodendorf beängstigend: Gegen 11 Uhr vormittags stehen an der B 9 bei Bad Bodendorf Polizisten mit Maschinengewehren und kontrollieren Autos, am Sportplatz des örtlichen Fußballvereins tummeln sich gleichzeitig rund 50 Beamte, die Spurensicherung hat einen Bereich um die kleine Garage des Vereins abgesichert, ein Hubschrauber sucht vom Himmel aus nach den Flüchtigen, die Feuerwehr sucht im Fluss nach Gegenständen, Polizeihunde streifen durch den kleinen Wald nahe der Ahr. Denn die Polizei weiß nicht, ob die Unbekannten Bankräuber bewaffnet und gefährlich sind.
Zunächst sieht es so aus, als würde die Polizei den großen Parkplatz am Fußballfeld nur als Versammlungsmöglichkeit nutzen. Doch hier haben die Täter mehr als nur Spuren hinterlassen.
Nach RZ-Informationen wurde die Garage des Vereins in den vergangenen Wochen bereits beschädigt, womöglich bereits eingebrochen und ausgekundschaftet. Und in dieser Garage haben sich die Täter bis 7 Uhr morgens verstecken wollen. Bis ein Mann aus dem Vereinsumfeld hier vorbeikommt. Als dieser sich dem Garagentor nähert, ziehen die zu diesem Zeitpunkt erwiesenermaßen drei Täter den Mann in die Garage und schließen sich kurzfristig mit ihm ein. Hier nehmen die Männer ihm zunächst alle Wertsachen ab. Ob er hier lebend wieder rauskommt, weiß er nicht. Die Unbekannten geben ihm zu verstehen, ruhig zu sein. Bis auf die kurze Freiheitsberaubung bleibt der Mann unverletzt – wenn auch unter Schock. Die drei Männer, die einen Müllbeutel mit sich tragen, in dem mutmaßlich weiteres Geld ist, lassen den Mann in der Garage zurück und flüchten. Nach wenigen Minuten kommt er hinaus, sieht sein Mobiltelefon auf einer Bank liegen und alarmiert die Polizei.
Gegen 12.30 ist die Spurensicherung fertig hier, sie versichert, das Fußballtraining am Mittwochabend könne wie geplant stattfinden. Während im Sinziger Ortsteil demnach wieder Ruhe einkehrt, sind die Täter bis Redaktionsschluss weiterhin auf der Flucht.
Wie die Polizei mitteilt, werden solche Taten hauptsächlich von gut organisierten und professionell agierenden Gruppen aus dem Ausland begangen. Jedoch konnten auch schon Nachahmungstäter festgestellt werden.
Hinweise nimmt der Kriminaldauerdienst des Polizeipräsidiums Mainz unter der Rufnummer 06131/653 633, jede Polizeidienststelle oder digital die Onlinewache der Polizei Rheinland-Pfalz entgegen unter www.polizei.rlp.de/de/ onlinewache/
Nachdem gegen 5.15 Uhr bei der Commerzbank Bad Neuenahr Bankräuber einen Geldautomaten sprengen, ist die Polizei von der Kreisstadt bis Bad Bodendorf im Großeinsatz. Die Spurensuche ermittelt an der Bank, später untersucht sie den in der Ahr gefundenen Roller und die Garage, in der sich die Täter wohl versteckt haben. Auch die Feuerwehr hilft bei der Suche nach Gegenständen im Fluss. Etwa 50 Polizisten versammeln sich für den Einsatz am Sportplatz Bad Bodendorf seit den Morgenstunden. Viele Bürger dürften auch die Polizeikontrollen an der B 9 bemerkt haben.
Autor
Rhein-Zeitung